Wappen

Erklärungen der Wappen von Mgr. de Raemy von Pierre Zwick, „Les armoiries de Monseigneur Alain de Raemy“ in Archives héraldiques suisses, Separata aus Heft 2014, S. 97–99.

Wahlspruch

Mgr. De Raemy erklärt die Wahl seiner Devise: Apud Dominum Misericordia (die Barmherzigkeit ist beim Herrn).

Dieser Satz fasst den Psalm 129 oder 130 gut zusammen (wobei es zwei Arten gibt, die Psalmen zu zählen oder zu unterteilen).
Es geht um das berühmte De Profundis, das mit den Worten beginnt: «Aus der Tiefe (mit anderen Worten: aus meiner Situation, meinem Zustand, meiner Verzweiflung oder dem Tiefsten meines Selbst) rufe ich, Herr, zu Dir: Herr, erhöre meine Stimme.»
Das war einer der Psalmen, die wir gesungen haben, als wir auf den Tempel von Jerusalem auf den Zionshügel gestiegen sind. Es ist der Psalm der Aufstiege, ein Psalm zum Aufsteigen auf den Berg und wieder von Neuem beginnen. Ein Satz, der den biblischen Ruf gut zusammenfasst, nach oben und nach innen gerichtet. Aber das Wort der «Barmherzigkeit» findet sich nicht darin …
Trotzdem geht es in diesem Psalm um das Vertrauen in Gott, das möglich wird durch seine Liebe, seine Vergebung, seine Gnade, seine Treue, sein Wort, seine Fähigkeit, uns zu retten, zu befreien, uns zu erlösen. Aber erstaunlicherweise kommt das Wort «Barmherzigkeit» hier gar nicht vor. In der ganzen Vielfalt von Übersetzungen, die das hebräische Vokabular wiedergeben, kommt der Begriff tatsächlich nicht vor. Ist das verwunderlich? Oder ist es nicht eher die Barmherzigkeit, die alle anderen Ausdrücke zusammenfasst und wieder aufnimmt?
Letzteres ist meine Meinung und der Grund für meine Wahl: Gott ist Liebe, nichts anderes. Und in seiner Liebe ist er Barmherzigkeit, denn seine Liebe ist nicht ausschliesslich, nicht wie ein Liebender, der seine Frau lieben und seine Schwester hassen kann. Nein, die Liebe Gottes ist für alle gleich, sie passt sich an alle an: auch an den Sünder, dem sie Barmherzigkeit gewährt. Das heisst, dass in Jesus Gott alles tut, «bis zum Tod, und dem Tod am Kreuz», um uns in der Liebe zu erneuern, uns zur Liebe zurückzuführen.
In der Justiz gibt es das Recht auf Beschwerde. Bei Gott ist dieses Recht unendlich. Es ist die Barmherzigkeit.

Schon bei meiner Priesterweihe habe ich diesen Psalm gewählt, «denn beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist die Erlösung in Fülle». Der Priester ist dieses Ja zur Liebe in Jesus und zur Vergebung Gottes. Und das Gebet der Psalmen ist sein Brevier. Die Bischofsweihe hat mir die Gelegenheit geschenkt, prägnanter und präziser zu sein, immer mehr in Seiner göttlichen Barmherzigkeit zu leben, für alle und für mich.

+ Alain de Raemy